Biobibliografie
Autorin, Lyrikerin, Fotografin, Malerin, Illustratorin, Grafik-Designerin und Dipl. Kunsttherapeutin. Geboren 1949 in Galovany, Liptovsky Mikulas, einem kleinen Dorf in der Slowakei, Studium an der Kunstgewerbeschule Bratislava, Fach Grafik und Kunstfotografie. 1968 Migration in die Schweiz, 1979 als Künstlerin erste Einzelausstellung in Paris, weiterhin regelmässige Einzel- und Gruppenausstellungen in der Schweiz und im Ausland. Seit 1991 lebe und arbeite ich in Zürich.
1968 okkupieren Truppen des Warschauer Pakts die Tschechoslowakei. Ich bin 19 Jahre alt, habe gerade mit der Matura die Kunstgewerbeschule in Bratislava abgeschlossen und werde ab sofort ein Teil der Weltgeschichte, die mich in die Welt hinauskatapultiert. So lande ich als politischer Flüchtling in einem Land, über das damals die grosse Kuhglocke der «Schwarzenbach-Initiative» hängt, in dem die Frau noch kein Stimmrecht hat, in einem Land, das selbstzufrieden in sich ruht, sich nicht rührt und keine Berührung zulässt; welches das Fremde nicht unbedingt willkommen heisst, sondern mit Anstand duldet und einen diese Duldung tagtäglich spüren lässt. Die grosse Welt liegt mir zu Füssen, aber die andere kleine Welt in mir randaliert fürchterlich. Ich bin staatenlos, ohne Zugehörigkeit zu irgendwas, ich bin die Tänzerin auf einer Rasierklinge, die versucht, die Balance zu halten, um nicht herunterzufallen. Auf der einen Seite die Schweiz, sauber und distanziert, auf der anderen Seite die chancenlose Heimat, die sich meiner mehr und mehr entzieht.
So lebe ich in einer Spannung zwischen dem Erhofften und der Wirklichkeit. Heute aus der Distanz weiss ich, es waren nicht nur die Einsamkeit und Verlorenheit in der Fremde, sondern auch Schuldgefühle und eine grosse Trauer (meine Eltern starben unerwartet kurz hintereinander), die mein Leben bestimmten und mich in die Knie zwangen. Die ersten Jahre schreibe ich mich in meiner Muttersprache durch die Nächte. Es entstehen zwei Gedichtbände, die 1988 in Kanada unter dem Namen FRESKY erscheinen. Mit 30 höre ich auf, in meiner Muttersprache zu schreiben. Ich werde vom Gefühl getragen, dass alles, was ich ab jetzt zu sagen habe, bereits gesagt ist, dass alles Weitere nur eine Wiederholung und Wort-verschwendung wäre. Das Schreiben aber wird zum Zwang, es bleibt. Später auf der Wortsuche versuche ich, mich auf ein Minimum zu beschränken, um nur das zu sagen, was wirklich ist. Nicht mehr und nicht weniger. Mit der Sprache, die immer noch nicht die meine war. Und jetzt, nach so vielen Jahren, wird mir bewusst, wie dieses bedrückende «Gefühl der Fremdheit» in mir immer noch spürbar ist und ich dabei bin zu akzeptieren, dass die vielen Bemühungen, es durch das Leben zu verdrängen, auszulöschen oder therapeutisch zu verarbeiten, eine zu menschliche Illusion waren. Ich bin nie richtig angekommen, nicht in der Beziehung als Heimatersatz, nicht in der Landschaft, die jener meiner Heimat so ähnlich ist und auch nicht in der Sprache, in der ich nach meiner Vorstellung nicht richtig heimisch bin. Die Heimatsehnsucht ist keine Krankheit, sie ist nur ein Teil in mir, der etwas länger und intensiver wirkt. Die Völkerwanderung hat begonnen und das Wort «heimatlos» bezeichnet eine Gleichheit, die über allem hängt. Ich vermute, dass in der Zukunft das Wort «Heimat» aus unserem Wortschatz verschwinden wird und bekomme langsam eine Ahnung, warum man sich im Alter nicht mehr auf die Suche nach dem Sinn, sondern nach Gott macht…
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